Der Duden sagt:

Boot mit zwei Rümpfen die durch Decksaufbauten verbunden sind

Bratislava ist charmant, modern und romantisch zugleich. Und doch wird die Zwillingsstadt Wiens bei der Auswahl der perfekten Städtereisen-Destination oft übergangen. Tatsächlich ist es sogar so, dass ich auf der Suche nach einem Reiseführer beinahe nur auf Exemplare über die ganze Slowakei, nicht aber die Hauptstadt gestoßen bin. Eine Tatsache, die nach einem schönen Wochenende in der Perle an der Donau nur auf Unverständnis stößt.

Bratislava verzaubert. Mehr muss man dazu nicht sagen.

Zugegeben - Auch wir haben eine Weile gebraucht, bis es uns über die slowakische Grenze in die, nur ca. 1 Stunde von Wien entfernte Donaumetropole verschlagen hat. Anstoß dazu war ein Weihnachtsgeschenk meines Bruders, in Form eines Gutscheins für einen Familien- Städte-trips.

So also fuhren meine Eltern, Philipp und ich eines schönen Donnerstages im Juni 2019 erst einmal nach Wien. Hier würden wir noch einen Tag in der Wahlheimat meines Bruders verbringen, bevor wir uns auf den Weg zu unserem endgültigen Ziel machten.

Wege von Wien nach Bratislava gibt es viele.

Über die Autobahnen A4 und A6 dauert es nur ca. 1 Stunde. Schöner ist natürlich die, nur 10 Minuten längere Route über die B9 ab Fischamend. An der Donau entlang verleitet sie zu einem Abstecher in der Römerstadt Carnuntum und dem wunderschön, mittelalterlichen Hainburg an der Donau.

Wer es etwas klimaschonender haben will, fährt mit dem Bratislava Ticket der ÖBB um nur € 16,- hin und retour. Auch diese Reise dauert rund eine Stunde, wobei man nach der Ankunft noch ca 15 Minuten Fußmarsch vom Hauptbahnhof ins Stadtzentrum vor sich hat. Wir wählen dieses Verkehrsmittel für den Rückweg.

Am Aufregendsten ist aber sicherlich die Anreise übers Wasser. Wer ein bisschen mehr Zeit (und Geld) mitbringt und kein Problem mit Schiffen hat, sollte auf jeden Fall eine Strecke mit dem Twin City Liner zurücklegen:

Eine halbe Stunde vor Abfahrt finden wir uns zur Mittagsstunde an der Schiffstation Wien-City Schwedenplatz ein. Unsere kleinen Koffer und Taschen sind schnell verstaut und der erste Drink des Tages an der Schiffsbar gekauft. Mit Aperol Spritz und Bier versorgt erkunden wir den hochmodernen Schnellkatamaran, der uns innerhalb von 75 Minuten nach Bratislava bringen soll.

Für € 33,- pro Person haben wir im Voraus 5 Panorama-Plätze an der Glasfront des unteren Decks reserviert. Doch das Wetter schreit förmlich nach Outdoor Action, und so machen wir uns gleich mal auf den Weg auf das Sonnendeck.

Vom Herzen Wiens geht es mit gedrosselter Geschwindigkeit erstmal entlang des Donaukanals auf den offenen Strom hinaus. Wir beobachten Spaziergänger, die sich am Ufer schleunigst vor der Bugwelle in Sicherheit bringen. Schließlich ist es so weit. Der Fluss öffnet sich vor uns in seiner ganzen Pracht. Das Stichwort für den Kapitän, einen Zahn zuzulegen. Und wie das abgeht! Der Wind pfeift uns um die Ohren, Gischt kühlt das Gesicht im Sonnenschein und die Länderflaggen der beiden Nachbarstaaten flattern um die Wette.

So fühlt sich Urlaub an.!

Obwohl es sich bei den beiden Metropolen um die beiden europäischen Hauptstädte mit der geringsten Distanz handelt, passieren wir auf der kurzen Strecke eine Vielzahl sehenswerter Landschaften und geschichtsträchtiger Orte.

Im Nationalpark Donau-Auen werden wir in eine Zeit vor der menschlichen Besiedelung Österreichs zurückversetzt. In den dichten und bis ans Wasser reichenden Auwäldern leben europäische Sumpfschildkröten, Biber, Rehe, Hirsche und Wildschweine. Auch die Vogelwelt ist mit Reihern, Spechten, Eisvögeln, Seeadlern und Kormoranen gut vertreten. Ein kleines Stück Urwald nur einen Katzensprung einer 2 Millionen Einwohner Stadt entfernt.

Vor der Grenze passieren wir Hainburg an der Donau. Die östlichste Stadt Österreichs beeindruckt mit der, auf einer Anhöhe liegenden, mittelalterlichen Befestigungsanlage aus dem 13. Jahrhundert. Dass diese Gegend einfach nur wunderschön ist, wussten schon die Steinzeitmenschen. Viele archäologische Funde belegen eine frühe Besiedlung dieser Region.

Kurz vor dem Ziel treffen wir auf eine Sehenswürdigkeit, der wir im Laufe unserer Reise noch einmal begegnen sollten.

Direkt an der Flussmündung der March in die Donau gelegen, ist der Ruinefelsen von Theben mehr als nur ein Foto wert. Hrad Devín, wie die mittelalterlichen Überreste in der Landessprache heißen, liegt auf einer exponierten Felsnadel hoch über den beiden Flüssen. Auch hier finden sich Spuren vorchristlicher Bewohner. Eine angebliche Kultstätte der altslawischen Göttin Deva soll sogar als Namensgeber gedient haben.

75 Minuten nach dem Ablegen sehen wir sie dann. Die massive Burg Bratislavas hoch über den Dächern der Stadt. Ihre massiven, weißen Mauern blenden beinahe im Sonnenschein. Die Vorfreude steigt.

Doch zuerst wird erst einmal am Ponton HUMA 6 direkt neben der berühmten SNP Brücke mit ihrem unverwechselbaren Pfeiler angelegt. Im Tourismusbüro des Hafens kaufen wir unsere Bratislava Card für 2 Tage um € 18,- pro Person und nutzen auch gleich den darin inkludierten Service der Straßenbahn, die uns zu unserer Unterkunft bringen soll.

Bratislava - wir kommen!

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