Der Duden sagt:
HAGGIS, dER
in Schafsmagen gegarte Innereien des Schafs
kulinarisches schottland
von A wie Ale bis W wie Whisky
Der letzte Teil meines Schottland-Reiseberichts möchte ich einem Thema widmen, dass mich zugegebenermaßen ziemlich überrascht hat.
Gleich nach der ersten Ankündigung, wir wären zur Hochzeit von Freunden in den Highlands eingeladen, kamen schon die ersten Klischees: “Essts ja kein Haggis, das soll ja so grauslig sein” und “lasst euch die frittierten Marsriegel schmecken”. Mir ist natürlich bewusst, dass es solche Vorurteile für die typische Küche jedes Landes gibt, aber mit diesem Beitrag möchte ich ein bisschen Klarheit schaffen.
Soviel sei gleich von Anfang an gesagt: Haggis ist super lecker und in 5 Tagen ist mir kein einziger frittierter Schokoriegel untergekommen.
Obwohl ich mittlerweile ein großer Fan der schottischen Küche bin, muss ich einräumen, dass man sich als Vegetarier hier oben im Norden der britischen Inseln wohl etwas schwer tut. In den Städten ist das Angebot für die unterschiedlichsten Ernährungsstile natürlich vorhanden, aber in den kleinen Küstenorten die wir besucht haben, beherrschen deftige Hausmannskost und Seafood aller Art die Speisekarten.
Deftig ist sie, die schottische Küche. Klar - muss sie auch sein bei dem Wetter. Wer den Großteil des Jahres unter wolkenverhangenem Himmel verbringt, hat wenig Lust auf Avocado auf Toast oder gegrillte Hühnerbrust auf buntem Blattsalat. Da mag der gesundheitsbewusste Tourist jetzt gleich denken: “Da fahr ich nicht hin - da komm ich ja nur fett wieder heim”.
Ach geh - man darf sich hin und wieder schon mal was gönnen und bei all den schönen Wanderwegen sind die zusätzlichen Kalorien auch gleich wieder weg.
Jetzt aber genug allgemeines Drumherum - ihr wollt mehr über die Gerichte wissen, nicht wahr? Beginnen wir mit der Frage, die euch allen auf der Zunge liegt: “Wie schmeckt Haggis?”
HAGGIS
Schottlands Nationalgericht
gekostet in: Tarbert - Anchor Hotel - Sea Bed Restaurant
Stellt es euch mal bildlich vor: Ein dampfendes, an eine dicke Blutwurst erinnerndes Etwas, gefüllt mit Innereien, Hafermehl und Zwiebeln. Klingt scheußlich, nicht wahr? Das ist wohl der Grund warum die meisten, auf Touristen spezialisierten Restaurants mittlerweile dazu übergegangen sind, Haggis in Form von kleinen frittierten Knödeln, hier Bon Bons genannt, zu servieren.
Was auf den ersten Blick wie eine zu groß geratene Krokette aussieht, entpuppt sich schnell zu einer kulinarischen Überraschung: Der Geschmack und die Konsistenz erinnern an Haschee, Blutwurst und Leberknödel mit etwas zu viel Pfeffer; die Optik überzeugt durch das hübsche Arrangement auf Blattsalat und zitroniger Remoulade. Da vergisst man schnell, dass es sich hierbei um einen, mit Herz, Leber und Lunge gefüllten Schafsmagen handelt.
Wer also auch zu Hause der Blunzn und der Leberknödelsuppe nicht abgeneigt ist, wird dieses Gericht lieben und beim nächsten Schottlandbesuch gleich das nächste Gericht beim Frühstück bestellen. Denn auch hier ist Haggis einer der großen Players.
FULL SCOTTISH BREAKFAST
Ein Katerfrühstück zum Kraft Tanken
gekostet in: Tarbert - Anchor Hotel - Sea Bed Restaurant
Kentrallen - Holly Tree and Swimming Pool Hotel
Zugegeben, das Foto unten sieht nicht so appetitlich aus. Seinen Zweck erfüllte das typisch schottische Frühstück aber auch ohne raffiniertes Arrangement auf meinem Teller. Denn nichts hilft so gut gegen einen Kater wie diese Mischung aus salzig und fettig am frühen Morgen. Doch seid gewarnt: Wer glaubt, sich zu Mittag die nächste schottische Köstlichkeit einverleiben zu können, irrt sich. Mit dem Full Scottish Breakfast ist der Hunger für mehrere Stunden gestillt.
Aber woraus besteht es eigentlich?
Obwohl das Angebot von Hotel zu Hotel (oder B&B zu B&B) sicherlich variiert, sind einige Gerichte immer mit von der Partie:
- Sausages: erinnern im Geschmack leicht an Schweinsbratwürstl, aber leider weniger lecker
- Black Pudding: etwas fester als unsere Blutwurst mit ganzen Haferflocken und eigentlich sogar ziemlich gesund
- Haggis: nicht in Bon Bon Form sondern wie der Black Pudding als dicke, angebratene Scheibe - ähnlich wie ein Hamburger Patty
- Ham & Eggs: Die Eier werden je nach Wunsch als Eierspeis oder Spiegelei serviert. Dazu gibt's knusprig gebratenen Schweineschinken, den man sich als etwas dickeren und weniger fettigen Frühstücksspeck vorstellen kann
- Tattie Scones: Tatties ist eine andere Bezeichnung für Potatoes. Genauer gesagt handelt es sich hierbei um, für meinen Gaumen etwas zu salzige, dicke Pfannkuchen aus Kartoffelteig
- gegrillte Tomaten & Champignons
- Baked Beans
- Brown Sauce: eine britische Gewürzsauce aus Molasse, Tomaten, Tamarinden und Essig
Keine Sorge, auch Verfechter des süßen Frühstücks finden in Schottland genug Auswahl:
Wie wäre es mit einer dampfenden Schüssel Porridge mit Obers, Honig und frischen Früchten?
Seafood vom feinsten
Haddock, Scallops und Fish & Chips
gekostet in: Tarbert - Anchor Hotel - Sea Bed Restaurant
Kentrallen - Holly Tree and Swimming Pool Hotel
Dass eine Reise entlang Schottlands westlicher Küste eine Menge Fisch und Meeresfrüchte auf den Teller bringen würde, habe ich schon erwartet. Die Anzahl abwechslungsreicher Kreationen allerdings hat sogar mich überrascht.
Lachs und Forelle aus heimischen Flüssen rangieren gemeinsam mit dem, hier sehr beliebten Haddock (Schellfisch) aus der Familie der Dorsche ganz vorne auf der “to-try” Liste der landestypischen Fischgerichte. Sie kommen paniert und frittiert als Fish & Chips oder geräuchert als Vorspeise oder Suppeneinlage im deftigen Cullen Skink - einer, an Chowder erinnernde Art Kartoffel-Lauch Suppe - auf den Tisch.
Auch Meeresfrüchte stehen allerorts hoch im Kurs und sind im Vergleich zu Österreich eines der wenigen Gerichte, die man hier in Schottland relativ günstig bekommt. Jakobsmuscheln, Langusten und Austern sind nur eine kleine Auswahl aus den sehr Fisch- und Meeresfrüchte haltigen Speisekarten der von uns besuchten Restaurants.
Eines davon, die Captain’s Bar des Holly Tree Hotels in Kentrallen, wurde sogar mit dem Taste of Scotland Gütesiegel ausgezeichnet. Diese Auszeichnung wird Restaurants und Lebensmittellieferanten mit ausgezeichneter Qualität und hohem Standard verliehen. Die Preise waren damit zwar auch dementsprechend hoch, doch es hat sich gelohnt.
Hier mal ein paar Anregungen in der Slideshow - na, wem knurrt schon der Magen?
Schottische getränke
Whisky, Bier und "Eisernes Gebräu"
Keine landestypische Küche ist komplett, solange es nur Wasser zu trinken gibt.
Schottland ist natürlich berühmt für seinen Whisky und auch für die große Anzahl an Craft Beer Brauereien - allen voran die, auch bei uns im Supermarkt erhältlichen, Kreationen der Brewdog Brewery.
Auch wenn ich beiden Getränken nicht abgeneigt bin und einen guten Scotch niemals mit Eiswürfel verschandeln würde, möchte ich die ausführliche Erklärung dieser Tropfen lieber den Profis überlassen. Wer allerdings gerne mehr über unseren Besuch in der kleinen aber feinen Fyne Ales Brewery (kleines Wortspiel am Rande) und der Oban Distillery erfahren möchte, kann ja kurz mal in die letzten Blogbeiträge reinlesen.
Wem gerade nicht so nach Alkohol zumute ist, dem möchte ich einen frisch gepressten Apfelsaft aus einem der vielen Farm-Läden oder eine Tasse Heiße Schokolade mit einem Berg aus Schlagobers und Mini-Marshmallows ans Herz legen. Achja - und dann ist da noch Irn Bru...
Irn Bru? Was? Wie spricht man das aus? Ich muss zugeben, ich habe keine Ahnung, und ehrlich gesagt juckt es mich auch nicht wirklich, denn das orange-rote Getränk ist die einzige kulinarische Enttäuschung die ich in Schottland erleben musste. Wie kann etwas, das Eisen Gebräu heißt, auch lecker sein?
Ok, ich übertreibe hier, denn mit Irn Bru ist es wie mit Haggis oder Root Beer - man liebt es, oder man hasst es. Für mich schmeckt die koffeinhaltige Limonade nach Kinderzahnpasta, doch die Schotten scheinen da anderer Meinung zu sein. Sie greifen genauso oft zu ihrem “zweiten Nationalgetränk” wie zum Limo-Giganten Coca Cola.
Bye Bye Miss Scottish Pie
PIE IST NICHT GLEICH KUCHEN
gekostet in: Kentrallen - Holly Tree and Swimming Pool Hotel
Wem all das alles nicht fleischlastig genug war, dem will ich im letzten Bild noch eine andere britische Köstlichkeit vorstellen, die in Schottland sicherlich noch besser schmeckt als im Rest des Königreichs. Grund dafür ist die hohe Qualität des schottischen Rindfleisches.
Die Rede ist vom Steak Pie, der eigentlich gar nichts mit normalem Kuchen zu tun hat und sich seinen Platz auf meiner Liste trotz allgemein britischer Herkunft redlich verdient hat. Man stelle sich eine Art Rindereintopf mit deftiger Sauce vor - ähnlich wie Gulasch aber ohne Paprika - packe all dies in eine Pastete aus Blätterteig und serviere das Ganze mit Wurzelgemüse und Brown Sauce. Leider haben manche Restaurants nicht die Kapazitäten um für jeden Gast eine eigene kleine Pastete zu backen - dann kommt das Gericht, wie unten im Bild, mit einem Teigdeckel auf den Tisch.
Klingt lecker nicht wahr? Der Meinung sind auch die Schotten und servieren das Gericht deshalb gerne zu Silvester. Wer weiß, vielleicht konnte ich euch inspirieren und der Steak Pie wird euer neues To-Go Neujahrs Essen?
Da bin ich jetzt tatsächlich mit dem Reisebericht über Schottland fertig! Es war wirklich schön, dieses einzigartige Erlebnis Revue passieren zu lassen und mein Fernweh dabei mit mehr Sehnsucht zu füttern.
Was kommt als nächstes, fragt ihr?
Ich hätte noch einiges zu berichten - lasst mich in den Kommentaren wissen, ob ihr in den nächsten Beiträgen lieber etwas über die Azoren, Lissabon oder Bratislava lesen wollt.
Ich freu mich schon drauf!
xoxo
Trish
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SCHOTTLAND KURZTRIP
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