Der Duden sagt:
SCOTCH, dER
aus (teilweise) gemälzter Gerste hergestellter, schottischer Whisky
skipness castle
Zeitreise auf die Halbinsel Kintyre
Bevor wir uns für die Hochzeit unserer Freunde in unsere schicken Klamotten und Steierkaros werfen, geht’s noch einmal in Regenjacke und festen Schuhen auf Erkundungstour. Wir folgen der schmalen Küstenstraße von Tarbet nach Süden und bekommen so unseren ersten Eindruck der, schon von Paul McCartney besungenen Halbinsel Kintyre.
Ziel des Trips ist der winzige Küstenort Skipness. Gleich an der Ortseinfahrt sticht die alte St. Brendans Kirche ins Auge. Mit ihren alten Steinmauern wirkt sie zwischen den schmucken Häuschen mit gepflegten Vorgärten etwas deplaziert. Die rauhe Küste Schottlands und ein leichter Nieselregen versetzen einen aber schnell wieder in eine längst vergangene Epoche.
Die Zeitreise verschlägt uns kurz darauf zurück bis ins Mittelalter. Genauer gesagt ins 13. Jahrhundert zur gut erhaltenen Burgruine von Skipness Castle. Wie so vieles in diesem geschichtsträchtigen Land wechselte das beeindruckende Gebäude im Laufe der Zeit mehrmals den Besitzer bis es schließlich in die Grafschaft der Campbells von Argyll eingegliedert wurde.
Heute blickt man vom Turm über den Innenhof bis zum Meer und die Insel Arran. Dazwischen liegen weite grüne Felder, die Ruine der ehemaligen Kapelle und Herden von flauschigen Schafen, denen der Regen weit weniger ausmacht als uns. Informative Schautafeln führen durch die leerstehenden Räume und erzählen Geschichten von Clanführern, Alianzen und Stallburschen. Und das alles ohne Eintritt zu verlangen, denn die Instandhaltung der Burg wird, wie viele andere, von Spendeneinnahmen der öffentlichen Einrichtung Historic Environment Scotland finanziert.
Wir fahren zurück nach Tarbert ins Hotel und machen uns für die Hochzeit fertig. Wer allerdings mehr Zeit hat um Skipness zu erkunden, sollte auf jeden Fall unbedingt im Fischrestaurant direkt neben der Burg einkehren. Hier in der Skipness Seafood Cabin wird der berühmte Haddock - der Schellfisch - geräuchert und in die Restaurants der Gegend verkauft.
Kilmartin glen
Steinkreise und Schafweiden
Am Tag nach der Hochzeit haben wir eine mehr als 200 km lange Strecke nach Norden vor uns. Dabei bleiben wir dem Motto des vorherigen Tages treu und folgen den Spuren längst vergangener Zeiten.
Der erste Zwischenstopp im Kilmartin Glen steht ganz im Zeichen der Menschlichen Vorzeit. Schottlands wichtigste archäologische Ausgrabung aus Neusteinzeit und Bronzezeit zieht einen Jeden in den Bann. Vor dem inneren Auge sieht man schon nach kurzer Zeit Druiden ums Feuer tanzen und begabe Steinmetze feine Spiralen in die Monolithen ritzen.
Wir parken am ausgeschilderten Lady Glassary Wood Carpark und erkunden im Rahmen des ca. 2 km langen Rundweges eine großartige Ausgrabungsstätte nach der anderen. Von den, in parallelen Linien angeordneten Steinreihen von Baluchraig geht es innerhalb kürzester Zeit zum Steinkreis von Temple Wood. Dieser kann zwar bei weitem nicht mit seinem berühmten, südlichen Bruder Stone Henge mithalten, schafft aber dennoch einen guten Einblick in das Leben vor 5000 Jahren.
Von der Zeremonie- und Begräbnisstätte ist es nur ein Katzensprung zum prähistorischen Grabhügel von Dunchraigaig. Der strahlende Sonnenschein macht die, ansonsten sehr mystische Stimmung hier zwar ein bisschen kaputt, sorgt aber für unglaubliche Foto-Resultate. Auch den glücklichen Schafen, deren Weide wir beim Besuch der durchqueren müssen, freuen sich über das seltene gute Wetter.
Wer weniger Glück hat und sich nicht im Regen durch Wald und Flur quälen will, sollte unbedingt das Kilmartin Museum besuchen. Die interaktive Ausstellung führt anschaulich durch über 6000 Jahre Geschichte und ist besonders für Kinder interessant.
HAFENSTADT OBAN
Whisky-Brennereien & Robben-Kolonien
Auf der Strecke entlang der A816 zwischen Kilmartin und unserem nächsten Ziel, der Hafenstadt Oban am Sound of Kerrera gibt es landschaftlich einiges zu sehen. Am Besten betrachtet man die Inselwelt der inneren Hebriden vom Aussichtspunkt beim Arduaine Garden. Wir haben zwar keine Zeit für den Besuch des botanischen Gartens mit einer Vielfalt an exotischen Pflanzen, aber zu einer Tasse Cappuccino auf der sonnigen Terrasse des Cafes können wir nicht Nein sagen.
In Oban angekommen empfiehlt sich ein Spaziergang entlang der Hafenmole. Hübsche kleine Läden mit hausgemachten Süßigkeiten reihen sich an Schaufenster voll Souvenirs im typischen Tartan Muster und urige Pubs. Letztere haben bei diesem traumhaften Wetter Stühle und Tische auf den gepflasterten Weg gestellt und Touristen verkürzen sich mit einem Pint die Zeit bis zum Ablegen der Ausflugsschiffe zur nah gelegenen Robben Kolonie. Über all dem Treiben thront der, an ein römisches Amphitheater erinnerndes Gebäude mit dem sich der reiche Banker McCraig im 19. Jahrhundert ein Denkmal gesetzt hat.
Unser Zeitdruck zwingt uns allerdings, uns für nur eine der vielen Sehenswürdigkeiten zu entscheiden. Wer mich kennt, weiß, dass mir diese Wahl hier ganz leicht fällt, denn Oban ist Heimat einer der ältesten Whiskybrennereien des Landes. Seit mehr als 200 Jahren werden in der, direkt am Wasser gelegenen Oban Distillery edle Tropfen aus lokalen Zutaten gebrannt. Wir buchen kurzerhand eine einstündige Tour mit anschließender Verkostung und lassen uns, trotz leichter sprachlicher Barriere aufgrund des krassen Akzents unseres Guides, in die Geheimnisse des Whiskys einweihen. Danach steht uns frei unsere Geldbörsen für ein leckeres Mitbringsel um einiges zu erleichtern.
Wer in einer größeren Gruppe unterwegs ist, sollte diese Tour unbedingt am Vortag online buchen, da am gleichen Tag nur Restplätze übrig sind. Autofahrer können ihre Kostproben übrigens in kleinen Glasfläschchen für den späteren Genuss mitnehmen.
DUNOLLIE CASTLE
das Tartan des Clan McDougal
Nur wenige Kilometer außerhalb von Oban haben wir die Gelegenheit den ehemaligen Sitz des Clans MacDougal zu besuchen. Über mehr als 1000 Jahre regierte der damalige Chief von Dunollie Castle aus weite Gebiete West-Schottlands und der Inseln.
Wir kommen gerade rechtzeitig zur zwei Mal täglich geführten Tour der, derzeit aufgrund von (mittels Spenden und den Eintrittspreisen von 6 Pfund pro Person finanzierten) Renovierungen nicht komplett zugänglichen Burgruine. Einige Geistergeschichten ranken sich um das stark verfallene Gebäude, von dessen exponierter Lage man eine unglaubliche Aussicht auf die Hebriden und das Hafenbecken von Oban genießen kann.
Wir verzichten auf den Besuch des, sicherlich sehr interessanten Museums, das sich im 1745 gebauten Haus des Lairds befindet und Gegenstände des täglichen Lebens zur Schau stellt. Unsere Aufmerksamkeit richtet sich eher auf die hübsche Holzhütte des Kettle Garden Cafes. In der warmen Nachmittagssonne gönnen wir uns einen späten Lunch in Form einer kräftigen Suppe und Flapjacks, die man am Besten als saftige Müsliriegel beschreiben kann. Dazu gibt’s eine fast schon verboten luxuriöse heiße Schokolade inklusive Sahnehaube und Mini-Marshmallows.
Frisch gestärkt habe ich auch wieder Lust auf die Jagd nach Souvenirs. Im Draper`s Shop gibt es neben dem alten Webstuhl auch die perfekte Gelegenheit dazu. Liebhaber von Schals, Tüchern und Hüten in rotem Schottenkaro kommen hier voll auf Ihre Kosten. Tja - die nur hier erhältlichen Tartanmuster des Clan MacDougal und Dalriada passen auch perfekt zu meinem roten Wintermantel. Ich kann gar Nichts dafür!
Habt ihr wirklich geglaubt, ich würde euch diesen Anblick vorenthalten?
Glenfinnan monument
Thronanwärter, Revolten & magische Wettkämpfe
Nach einer längeren Autofahrt und einem Zwischenstopp beim Aussichtspunkt der, auf einer Insel liegenden Burg Castle Stalker, checken wir im Holly Tree Tree Hotel im ehemaligen Bahnhofsgebäude von Kentrallen ein. In dem Zug machen wir auch gleich eine Reservierung im beliebten, hoteleigenen Seafood Restaurant. Noch können wir die Annehmlichkeiten der Unterkunft aber nicht genießen, geht die Reise doch gleich weiter - immerhin ist Tageslicht im Herbst schon eine kostbare Sache.
Jetzt heißt es: Der Weg das Ziel. Ab Fort William beginnt die berühmte “Road to the Isles”, welche wir leider nicht bis zum Ende folgen können. Die Strecke mit ihrer dramatischen Seen und Bergwelt gehört zu einer der romantischten des Landes. Da vergeht die Fahrzeit bis zum Glennfinnan Monument wie im Flug.
Das unverwechselbare Denkmal an der Spitze des Loch Shiel erinnert an den letzten Aufstand der Jakobiten. Dort wo heute ein 18 Meter hoher Turm steht, hisste Bonnie Prince Charlie im Jahr 1745 seine Standarte und rief zur Revolte auf. Ein Unterfangen das kläglich scheitern würde. Doch das konnte der im Exil lebende Prinz, dessen Anspruch auf den englischen Thron noch heute zu Unstimmigkeiten führt, nicht wissen.
Übrigens: Loch Shiel stand in der Harry Potter Filmreihe als realer Schauplatz für den großen See von Hogwarts im Triwizzard Tournament ein.
Glenfinnan Viaduct
Mit dem Zug nach Hogwarts
Vom Monument ist es nur ein Katzensprung zum Glenfinnan Railway Museum. Letzteres soll sehr interessant sein, doch leider sind wir viel zu spät dran um uns hier über das Leben in den West Highlands zu informieren.
Macht nichts - eigentlich sind wir ja wegen etwas ganz anderem hier: Dem Glenfinnan Viadukt - einer der wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Gegend. Und auch in diesem Fall hat Schottland einer gewissen Schriftstellerin einiges zu verdanken.
Die luxuriös ausgestattet Dampflok fährt kurz vor Sonnenuntergang zwar nicht mehr über die über 300 Meter lange und bis zu 100 Meter hohe Brücke, doch um eine exzessive Fotosession kommt hier kein Potterhead herum. Dementsprechend muss es am Aussichtspunkt über dem Viadukt zu den Zeiten zugehen, an denen man den Rauchschweif der Eisenbahn durch die Highlands ziehen sieht.
Trotzdem, der Aufstieg auf den Hügel mit tollem Rundumblick zahlt sich aus. Aber egal ob man sich der Brücke von oben oder von unten nähern möchte; feste Schuhe sind, vor allem bei Regenwetter, ein Muss. Sonst bleibt ihr, wie ich, mit euren Sneakers fast im Matsch stecken..
Achja - schon mal den Hogwarts Zugehörigkeits-Test gemacht?
Bei mir kommt zwar Gryffindor raus, aber ich weiß: im Herzen bin ich ein Hufflepuff.
Nach so einem ereignisreichen und zugegeben auch anstrengenden Tag haben wir unser Abendessen in Form von Lachsküchlein, Fish & Chips und Steak Pie mehr als verdient. Dazu gibt's für mich, wie könnte es anders sein, India Pale Ale aus einer lokalen Brauerei.
Als dann beim Abendessen auch noch eine düstere Weltuntergangsstimmung über dem Fjord aufzieht ist unsere Schottland Experience fast perfekt.
Aber - morgen ist auch noch ein Tag !
xoxo
Trish
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